Anonym: »Der Intendant sagte: Den Vertrag bekommen Sie nur von mir, wenn Sie mir Ihren Impfpass bringen.«
Ich bin Maskenbildnerin am Theater. Natürlich habe ich mich damals so wie heute bewusst gegen die Corona-Impfe entschieden und einiges an Gegenwind, Abgrenzung und Mobbing erfahren. Es waren die bisher schlimmsten Jahre meines Lebens, und ich werde das auch nicht mehr vergessen und all den Leuten auch nicht, die daran beteiligt waren.Ich war am Theater beschäftigt, als Maskenbildnerin. Meine Kollegen drohten mir schon bei den Anfängen der Impfe, dass ich große Probleme bekommen werde, wenn ich das nicht mache. Natürlich war ich ein halbes Jahr später von zwölf Maskenkolleginnen die einzige, die die Spritze nicht wollte. Meine Chefin hat daraufhin vom Theaterdirektor und von der Gesundheitsbeauftragten des Theaters Anweisungen bekommen, wie man nun mit mir weiter arbeiten soll.
Ich wurde vom Schminken ausgeschlossen, ich durfte nicht mehr an Darsteller ran, somit keine Abenddienste mehr betreuen. Ich durfte quasi fünfzig Prozent meines Jobs nicht mehr ausüben. Ich musste mich als Einzige jeden Tag testen lassen und diese Tests vor meiner Arbeit vorzeigen. Wenn Kollegen mit mir arbeiten „mussten“, sollten sie eine FFP2-Maske tragen, ohne mich nur den normalen Mundschutz. Ich musste meine Mittagspause draußen verbringen und alleine essen oder sonst in einen separaten Raum gehen.
Man hat mir gesagt das mein Vertrag nicht verlängert wird und ich mir einen neuen Arbeitsplatz suchen muss. Als ich sagte, dass das nur ist, weil ich die Corona-Impfe nicht mache, hat man dies verneint und zu mir gesagt, dass ich eine zu schlechte Maskenbildnerin sei, obwohl ich immer gut gearbeitet habe und überall eingesetzt wurde. Außerdem war ich Berufsanfängerin und habe im Juni 2021 meine Abschlussprüfung erfolgreich beendet … Ich bin jeden Tag weinend von der Arbeit nach Hause gefahren. Nach all dem habe ich versucht, mir Hilfe zu holen, und bin zum Personalrat. Der fragte mich nur, wieso ich mich so anstelle und mich nicht einfach impfen lasse, dann wären ja alle Probleme erledigt. Außerdem sagte er, dass ich nie wieder einen Job als Maskenbildnerin an einem Theater bekommen werde als Ungeimpfte.
Er organisierte mir allerdings ein Gespräch mit dem Direktor des Theaters. Als ich dann mit den beiden da saß, durfte ich mir aber nur anhören, dass das alles so rechtens sei, wie mit mir umgegangen wird, und das halt so ist. Als Beispiel sagte er: „Ich konnte auch kein Pilot werden, weil meine Augen zu schlecht sind. So können Sie eben keine Maskenbildnerin sein, wenn Sie sich nicht impfen. Das ist zu gefährlich, wenn Sie so nah an den Menschen arbeiten. Da gibt es keine andere Lösung als sich zu impfen.“
Ich habe mich weiterhin dagegen entschieden, die restlichen acht Monate am Theater ausgehalten und dort weiterhin so gearbeitet, wie man es mir vorgeschrieben hat. Ich habe fast wöchentlich neue Verhaltensregeln von der Gesundheitsbeauftragten bekommen.
Selbstverständlich hab ich versucht, mich zu bewerben. An einem anderen Theater war die Ansicht zur Corona-Impfe aber leider dieselbe. Der Intendant sagte: „Den Vertrag bekommen Sie nur von mir, wenn Sie mir Ihren Impfpass bringen.“ Ich habe mich weiterhin geweigert. Ich hatte Angst um meine Existenz, meine Zukunft … aber ich wollte diese Impfe einfach nicht. Mir war meine Gesundheit immer wichtiger als mein Job. Mein Leben war mir wichtiger.
Ich habe mich natürlich weiter beworben und eine neue Stelle als Maskenbildnerin an einem Theater bekommen, ohne jegliche Fragerei über irgendwelche Spritzen und Impfpässe. Heute bin ich superglücklich mit meinem Arbeitsplatz! Aber natürlich werde ich diese Zeit niemals vergessen …
Zudem wurde ich auch von anderen Leuten so behandelt wie auf der Arbeit. Freundinnen haben mich als Ungeimpfte von ihren Geburtstagen ausgeladen, und Ärzte wollten mich nicht behandeln/untersuchen.
Meine Frauenärztin Dr. Möllmann-Sauer hat mich im Hausflur warten lassen, ich durfte das Wartezimmer nicht betreten. Sie wollte mich nicht untersuchen. Hat es dann aber doch halbherzig gemacht weil sie wusste, dass sie das muss. Sie wollte die Untersuchung schnell hinter sich bringen, bevor sie noch krank wird von mir. Sie wollte mir eine Impfe andrehen und hat mich nachgeäfft, als ich sagte, ich will das nicht. Sie hat mich ausgelacht, als ich sagte, dass ich Angst davor habe. Sie sagte ironisch zu mir, sie wünsche mir viel Glück, dass ich gesund bleibe. Ich habe die Untersuchung beendet und bin weinend nach Hause gefahren.
Bis heute habe ich immer noch Angst, bei jeglichen Menschen und vor allem Ärzten auf Ablehnung zu treffen. Es war so eine schlimme Zeit. Ich hoffe, dass dies so nie wieder passieren wird. Ich werde das niemals vergessen, wie mit mir und vielen andere Menschen umgegangen wurde. So etwas darf es nie wieder geben.
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