Gedankenbeschränkung (Juli 2022)
Im Sommer 2022 planen wir erneut Auftritte für den Herbst und wissen nicht, was uns erwartet. An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass kulturelle und soziale Teilhabe ein Menschenrecht ist. Daher hoffe ich sehr, dass die 2G-Regel nicht wieder eingeführt wird, denn es war für mich die einschneidenste und ausgrenzendste Maßnahme in der ganzen Corona Zeit. Sogar schwerer zu ertragen als die ganze Bürokratie, mit der ich selbst und ständig mit Unmengen an Listen nachweisen musste, dass ich wegen dem Berufsverbot Geld für meine Miete brauchte.
Ab 2020 habe ich ja die Berufsbezeichnung „Solo-Selbständige" mit der Unterkategorie „nicht systemrelevant" erhalten und musste mich, wenn ich dann wieder einige Monate arbeiten durfte, an die absurdesten Regeln halten. Aber auch Hygienekonzepte, Masken, Abstände haben alles nichts genützt. Plötzlich durften manche Menschen ab 12 Jahren und 3 Monaten ohne Nachweis gar nicht mehr an viele der öffentlichen Orte. Wegen der Gesundheit. Also nicht wegen der Gesundheit der ausgegrenzten Menschen, denn das Verbote auf alles, was Spaß macht, Auswirkungen auf den Körper (Verbot Sportzentren und Schwimmbäder zu besuchen) und die Psyche haben (Verbot von sozialen Kontakten, Verbot in kulturelle Veranstaltungen zu gehen), sollte wenig verwundern.
Dabei ging es um die Gesundheit der anderen: Die mit dem 2G Ausweis waren nämlich nicht ansteckend und durften deshalb nicht mit denen ohne 2G Nachweis zusammen sitzen, Sport treiben, ins Kino gehen oder ins Theater. Aber plötzlich haben sie sich doch untereinander angesteckt. Schnell eine neue Regel erfinden: Die Publikums-Obergrenze! Theater und Kulturzentren durften nur noch eine bestimmte Auslastung haben: erst 75, dann 50 und dann 25 Prozent. Da kommt Stimmung auf! Nach so einer trostlosen Veranstaltung musste man dann schon mal ins Wirtshaus auf ein Bier. Also da durften dann alle wieder nebeneinander sitzen, also alle bis auf die ohne den Nachweis und die „Genesenen" nur kurz. Nein, nicht nur bis 22:00 Uhr! Sie durften nach einem Monat Wartezeit, zwei Monate lang wieder alle öffentlichen Orte betreten - anstatt der ursprünglich vereinbarten 6 Monate- dann aber auch nicht mehr. Wegen der Gesundheit.
Also nicht wegen der eigenen, sondern wegen der der anderen, der „Geboosterten". Weil die sich ja jetzt auch anstecken können und auch krank werden können, aber sie haben halt alles mitgemacht, damit sie nicht krank werden. Also Sport gemacht, Leute getroffen, sind lecker Essen gegangen und so weiter. Blöder Einzelfall, wenn sie Nebenwirkungen bekommen haben, die ja nie vorkommen, aber plötzlich doch. Sie hätten dann zwar theoretisch trotzdem reingedurft in Clubs, Theater, Sportzentren - aber macht dann auch nicht wirklich Spass.
Das Beste wäre also, wir machen das alles einfach nochmal neu. Also neu durchdenken, ob das so sinnvoll war oder ob es vielleicht fairere Möglichkeiten gibt, den Herbst zu überleben. Vermutlich gehöre ich jetzt zu den Fairdenkern. Ob ich fragen muss, ob ich das als „nicht systemrelevante Solo-Selbständige" überhaupt darf? Selber ständig denken und dann auch noch zu behaupten, dass sei fair? Ohne „fair think" Siegel? Da höre ich schon die ersten Bedenken! Vermutlich gibt's da jetzt auch bald 'ne Regel zu: Eine Gedankenbeschränkung. Sonst kommen wir im Herbst noch auf dumme Gedanken und die sollte man nun wirklich der Politik überlassen. Die weiß, was sie tut!